Freitag, 10. Oktober 2003
Der Gedanke zählt
Es war ein strahlend-kalter Apriltag, die Uhren schlugen dreizehn.
Ich hatte einen ziemlichen Klos im Hals, ja es war fast so als als ob der
Lauf einer Pistole gegen meinen Rachen drückte, denn ich war im Begriff
das Schlimmste zu tun, was Menschen einander antun können. Ein Schuss
ist zu hören. Ich wollte nicht länger warten. Es ist noch ein Schuss zu
hören. Ich wollte nicht länger in diesen Bruchbude hausen. Nicht
länger die Menschen um mich ertragen, die mich mit ihrer Armut anekelten.
Wiederum ist ein Schuss zu hören. Ich war das alles satt! Diese
Perspektivlosigkeit. Ich wollte endlich jenes Luxusleben, dieses
Luxusleben, von dem meine spießigen Eltern keinen Schimmer haben.
Und lieber würde ich jemanden umbringen, das geht leichter! Als
immerwährend diesen Zustand zu ertragen! Bestrafen Sie mich dafür!
Wiederum ist ein Schuss zu hören und noch ein Schuss, Schuss. - Ruhe!
Ich bitte um Ruhe! Angeklager, bitte behalten Sie Platz! Abermals
schoss der Hammer des Richters auf des harte Eichenholz der Tischplatte.
Ich fühlte mich als ob ich bei Tempo 160 mit dem Rücken auf die Strasse
geklatscht wäre, übersät mit Blessuren, angebrochene Rippe, Riss am Ellenbogen, an meinem Kopf eine klaffende Wunde. - Die Verhandlung hat doch noch nichteinmal begonnen! Und bitte sprechen Sie laut und deutlich vor Gericht! Auch wenn es hier bei dieser Kurzgeschichte nur um das Delikt eines Gedankenverbrechens handelt, bitte ich dennoch um den nötigen Anstand! Vielen Dank!

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